Dietmar Stütz, Leiter des Straßenbetriebsdienstes im Landkreis Schwäbisch Hall, erläutert, wie mit Refugialflächen Lebensräume für Insekten erhalten werden können.
Landrat Gerhard Bauer: „Insekten sind für unsere Ökosysteme unersetzlich.“

Das Dienst-Tablet in Händen, lässt Dietmar Stütz einen prüfenden Blick über das Grün nahe der Westumgehung bei Wackershofen schweifen. Neben einer großen Fläche an kurzgemähten Gräsern, sticht eine weitere Fläche mit scheinbar wild wucherndem Bewuchs an der Böschung deutlich hervor. Wurde hier etwa nicht korrekt gemäht? Ganz im Gegenteil, wie der Experte weiß: „Die Frage kommt aber immer wieder“, sagt Dietmar Stütz und lacht. „Tatsächlich handelt es sich hierbei um sogenannte Refugialflächen, die wir bewusst stehenlassen, um heimischen Insekten eine Rückzugsmöglichkeit und wichtigen Lebensraum zu bieten.“ Zugrunde liegt dem ein ausgeklügeltes Konzept von Seiten des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg. Das wird seit diesem Jahr auch im Landkreis Schwäbisch Hall umgesetzt.

„Ganz vereinfacht gesagt, mähen wir demnach jetzt also in einer Art Schachbrettmuster. Hier wird gemäht, 100 Meter weiter bleibt das Grün stehen, weitere 100 Meter weiter wird wieder gemäht.“ Im kommenden Frühjahr folgt dann der Wechsel. Diese Vorgehensweise eignet sich aus naturschutzfachlicher Sicht am besten, um den überlebensnotwendigen Lebensraum für die Insekten zu erhalten, ohne, dass es zu übermäßigem Wildwuchs kommt, der sich wiederum negativ auf den Lebensraum der Tiere auswirken würde. „Insekten sind für unsere Ökosysteme unersetzlich“, hebt Landrat Gerhard Bauer hierzu hervor. „Mit den Refugialflächen leisten wir im Landkreis Schwäbisch Hall einen sehr wichtigen Beitrag zum Erhalt ihrer Artenvielfalt. 26 Refugialflächen gibt es Stand heute im Landkreis Schwäbisch Hall. In den kommenden Jahren sollen weitere hinzukommen“, so der Landrat.

„Die Refugialflächen sind ausschließlich für extensive Bereiche vorgesehen, also für Grünflächen, die nicht bis direkt an die Straße heranreichen“, sagt Stütz und zeigt die Stellen sogleich auf der Karte auf seinem Dienst-Tablet. So wird die Sicht der Verkehrsteilnehmer dadurch nicht beeinträchtigt.
Ausgewählt wurden insbesondere solche Straßenbegleitflächen, die über eine besonders schützenswerte Biotopstruktur, günstige Bedingungen für die Entwicklung artenreicher Lebensräume oder eine Schutzfunktion für angrenzende Biotope verfügen. Außerdem Flächen, die für das Wandern und die Ausbreitung von Tieren von Bedeutung sind.

Intensive und extensive Flächen – Was bedeutet das?
Intensiv: Zu den intensiven Flächen gehören beispielsweise Trenn- und Mittelstreifen, Mulden, Gräben, Rastplätze und Bankette. Also alles, was unmittelbar entlang der Straße verlaufen kann. Außerdem Sichtbereiche, bei denen das hohe Gras die Sicht der Verkehrsteilnehmer nicht behindern darf. Diese Flächen werden weiterhin wie gewohnt abgemäht.
Extensiv: Zum Extensivbereich gehören alle übrigen Gras- und Gehölzflächen des Straßenbegleitgrüns. Das umfasst somit alle Flächen außerhalb des Straßenrandbereichs oder auch Böschungen.