Landkreis Schwäbisch Hall

Seitenbereiche

A-a a-A
Menü schließen

Weitere Informationen

Zentraler Kontakt

Landratsamt
Schwäbisch Hall

Münzstraße 1
74523 Schwäbisch Hall
Fon: 0791 755-0
Fax: 0791 755-7362
E-Mail schreiben

Postfachadresse
Postfach 11 04 53
74507 Schwäbisch Hall

Ergreifende Tage im Partnerlandkreis Zamosc

[Artikel vom 01.12.2022]

Eine Delegation aus dem Landkreis Schwäbisch Hall mit Landrat Gerhard Bauer an der Spitze besuchte vom 25.-28. November 2022 den polnischen Partnerlandkreis Zamosc. Anlass war der 80. Jahrestag des Beginns der Aussiedlung der Einwohner aus der Region Zamosc, bei dem die Delegation mit dem polnischen Staatspräsidenten Andrzej Duda und Bundespräsident a. D. Prof. Dr. Horst Köhler zusammentraf. Während des Besuchs überreichte Landrat Bauer einen Spenden-Scheck über 60.000 € für die Versorgung von ukrainischen Flüchtlingen.
 
Ein umfangreiches Besuchsprogramm erwartete die 10-köpfige Landkreis-Delegation im polnischen Partnerlandkreis Zamosc. Höhepunkt waren die Gedenkfeierlichkeiten am 27. November 2022 in Skierbieszów zu den erschütternden historischen Ereignissen während des Zweiten Weltkriegs. Vor 80 Jahren wurden in der Region Zamosc polnische Bauernfamilien von den deutschen Besatzern zur Aussiedlung gezwungen und stattdessen deutsche Familien, u. a. aus Bessarabien, dort angesiedelt. Historischen Quellen zufolge waren damals rd. 110.000 polnische Menschen, darunter 30.000 Kinder, betroffen. Rund 7.000 Polen wurden im Zusammenhang mit den Überfällen der deutschen Besatzer, der Vertreibung und der „Aussortierung“ zur Zwangsarbeit erschossen. „Die Kinder von Zamosc“ sind in Polen ein Begriff, der mit dem erlebten Leid und dem Unrecht des Krieges verbunden wird.

Bei den Gedenkfeierlichkeiten wurde an den Beginn der von den deutschen Besatzern „Aktion Zamosc“ genannten Vertreibung der Bevölkerung erinnert. Unter sehr großem polnischen Medieninteresse gedachte Polens Staatspräsident Andrzej Duda der vielen Bauernfamilien, die vor 80 Jahren unter ähnlichen Wetterbedingungen ihre Häuser und ihr Hab und Gut verlassen mussten. Angesichts der damaligen „Kinder von Zamosc“ zog er einen Vergleich zu den heutigen ukrainischen Kindern, die von russischen Soldaten entführt werden.

„Ich war kein Täter, aber ich weiß um die deutsche Schuld und die daraus erwachsene Verantwortung für Deutsche bis zum heutigen Tag“, sagte Bundespräsident a. D. Prof. Dr. Horst Köhler, der in Skierbieszów geboren wurde, in seiner Ansprache. Sehr gerne erinnere er sich an seinen ersten Besuch in Skierbieszów im Jahr 2011 und den freundlichen Empfang, den er dabei erlebt habe. Dieser Besuch gab damals den Anstoß für die Partnerschaft zwischen Skierbieszów und Bühlertann. Auch der frühere Bundespräsident sprach den Ukraine-Krieg an, und er stellte positiv heraus, dass sich in dieser Krisensituation die kommunale Partnerschaft zwischen den beiden Landkreisen und den Kommunen bewähre. Für die geleisteten Hilfen sprach er insbesondere dem Landkreis Schwäbisch Hall seinen Dank aus.
 
Bei der Heiligen Messe im voll besetzten Gemeindezentrum von Skierbieszów fand auch ein Mann sehr bewegende Worte, der als Kind von der „Aktion Zamosc“ betroffen war. Er schilderte die erlebte Vertreibung, den Aufenthalt im Durchgangslager Zamosc und die bittere Not und Armut der Menschen.

Sehr ergreifend empfanden es die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Delegation, als sich beim Friedensgruß während der Heiligen Messe Betroffene, die damals zu den „Kindern von Zamosc“ gehörten, zu ihnen umdrehten und ihnen die Hand reichten. Im Anschluss an die Heilige Messe kam man miteinander ins Gespräch und erfuhr unter anderem, dass eine der betroffenen Frauen im Alter von nur zwei Monaten ihrer Mutter weggenommen und in ein Lager gebracht wurde, wo dann eine Epidemie ausbrach. Die Gespräche und die Gesten der Versöhnung empfanden die Delegationsmitglieder als sehr berührend.

Die anschließende Kranzniederlegung wurde mit militärischen Ehren und Salutschüssen begleitet. Kränze wurden auch von Bundespräsident a. D. Prof. Dr. Horst Köhler, der mit seiner Gattin Eva Luise Köhler angereist war, und von der Delegation aus dem Landkreis Schwäbisch Hall niedergelegt.
 
Die ersten beiden Tage der Reise waren geprägt von Begegnungen auf der kommunalen Ebene, von Gesprächen und Besichtigungen. So besuchte die Landkreis-Delegation u. a. verschiedene Einrichtungen und Unterkünfte, in der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine untergebracht sind. Vorwiegend handelt es sich um Mütter mit Kindern, um Jugendliche und um Verletzte.
 
„Es waren sehr aufwühlende Momente, die geflüchteten Menschen und die vielen Kinder zu treffen, den Ernst in ihren Gesichtern zu sehen und dennoch so freundlich aufgenommen zu werden.“, schildert Landrat Gerhard Bauer. „Man spürt hier auf beklemmende Weise sehr deutlich, wie nah der Krieg in der Ukraine ist und wie dankbar die Geflüchteten sind, in Sicherheit zu sein.“ Zur Freude der Kinder hatte der Landrat Fruchtsaftgummibärchen aus dem Landkreis Schwäbisch Hall mitgebracht.
 
Seinem Kollegen, Landrat Stanislaw Grzesko, überreichte Landrat Gerhard Bauer im Rahmen des Delegationsbesuchs einen symbolischen Spendenscheck über 60.000 €, darunter 10.000 € aus Mitteln der Landkreis Schwäbisch Hall-Stiftung. Die Gelder werden für die Versorgung der Flüchtlinge aus der Ukraine und für die Einrichtung bzw. Sanierung von weiteren Unterbringungsmöglichkeiten im Landkreis Zamosc verwendet.
 
Zu der Delegationsreise war vom polnischen Partnerlandkreis Zamosc eingeladen worden. Mitglieder der Delegation aus dem Landkreis Schwäbisch Hall waren neben Landrat Gerhard Bauer sechs Vertreterinnen und Vertreter aus den fünf Kreistagsfraktionen (Kurt Wackler und Siegfried Trittner, FREIE; Damian Komor, CDU; Monika Jörg-Unfried, Grüne/ÖDP; Helga Hartleitner, SPD; Dr. Friedrich Bullinger, FDP) sowie Bürgermeister Florian Fallenbüchel aus Bühlertann, der Partnergemeinde von Skierbieszów, die Organisatorin Susanne Kraiß vom Landratsamt Schwäbisch Hall und Dolmetscher Konrad Schneider.
 
Das vom Landkreis eingerichtete Spendenkonto für die Ukrainehilfe im Partnerlandkreis Zamosc besteht nach wie vor. Jede Spende ist wertvoll und kommt direkt an.
 
Spendenkonto: Ukrainehilfe Zamosc
Kontoinhaber: Landratsamt Schwäbisch Hall
IBAN: DE78 62250030 000 2468530
BIC: SOLADES1SHA
Sparkasse Schwäbisch Hall-Crailsheim
Verwendungszweck: Ukrainehilfe – Zamosc

 

Gruppenfoto mit Staatspräsident Andrzej Duda (sechster von rechts). 

Weitere Bilder s. Artikel vom 27.11.2022
Gruppenfoto mit Staatspräsident Andrzej Duda (sechster von rechts).

Weitere Bilder s. Artikel vom 27.11.2022

Hinweis

Lesen Sie hier die archivierten Presseartikel ausführlich nach.

Weitere Informationen

Zentraler Kontakt

Landratsamt
Schwäbisch Hall

Münzstraße 1
74523 Schwäbisch Hall
Fon: 0791 755-0
Fax: 0791 755-7362
E-Mail schreiben

Postfachadresse
Postfach 11 04 53
74507 Schwäbisch Hall