Das Rettungssystem in Deutschland ist gut ausgebaut. „Trotzdem sind weitere Verbesserungen nötig, um Menschenleben zu retten“, sind sich die beiden Kreisbrandmeister einig. So hat sich auch die EU-Kommission zum Ziel gesetzt, die Zahl der Unfalltoten bis zum Jahr 2010 zu halbieren. Dies erfordere weitere Maßnahmen, und zwar über die Verbesserung der passiven Fahrzeugsicherheit (Crashverhalten) hinaus.
„Rasch“ zu retten klinge selbstverständlich, erfordere aber ein perfektes Zusammenspiel mehrerer Faktoren, lassen die beiden Experten wissen: „Es geht hier um die Alarmierungszeit nach dem Unfall, Anrückzeit der Rettungskräfte, Zeitbedarf der Rettung, Versorgung vor Ort sowie Transportweg in die Klinik. Je länger die Zeit zwischen Unfall und Einlieferung in die Klinik ist, desto geringer sind die Überlebenschancen und desto schwieriger kann der Heilungsprozess sein.“
Der Ansatz muss nach Ansicht von Jürgen Mors und Werner Vogel auf die Optimierung der Rettungszeit vor Ort, insbesondere der Befreiungsdauer aus dem Fahrzeug gehen. Immerhin komme es hier nach Feststellungen der vom ADAC untersuchten schweren Unfälle bei zirka 20 Prozent im Einsatz-Ablauf zu Problemen – insbesondere was die Befreiung der Fahrzeug-Insassen angehe. „Es werden immer mehr Airbags und hochfeste Stähle in den Fahrzeugen verbaut, so dass es für die Feuerwehren immer schwieriger wird die optimalen Stellen für den Einsatz von Schere, Spreizer und Hydraulikzylindern auszumachen, ohne dass sie sich zum Beispiel durch das Auslösen eines nicht ausgelösten Airbags bei der Rettung selbst gefährden,“ kritisieren die beiden Kreisbrandmeister. Es gebe zwar Handbücher für die Rettungskräfte, die von den Herstellern herausgegeben würden, aber hierin das richtige Modell und das richtige Baujahr zu finden koste viel Zeit, die für eine verletzte Person überlebenswichtig sein könne.
Laut Werner Vogel und Jürgen Mors geht der ADAC davon aus, dass in mehr als 90 Prozent der Fälle die Sonnenblende auf der Fahrerseite ein geeigneter Ort ist. Dies erklärt sich damit, dass der Fahrer „immer" gerettet werden muss. Ist keine Lasche vorhanden, kann die Rettungskarte mit einem gewöhnlichen Klettband befestigt werden. „Der schnelle Griff der Retter nach dem Datenblatt erspart später kostbare Minuten, die bei schweren Verletzungen die Überlebenschancen der Insassen erhöhen“, erklären die Sicherheitsprofis.
Eine kostenfreie Bereitstellung der Rettungskarten durch den Fahrzeughersteller sollte daher nach Ihrer Einschätzung verpflichtend werden. In allen Neuwagen sollte sie bereits bei Auslieferung hinter der Fahrersonnenblende angebracht sein, um einen schnellen Zugriff der Rettungskräfte zu gewährleisten. Damit sich die eingezeichneten Bereiche besser unter-schieden sei ein Ausdruck in Farbe unbedingt erforderlich.
Rettungskarten der hier bislang aktiven Hersteller können über deren eigene Homepage abgerufen werden. Für Inhalt und Darstellung sind die Hersteller selbst verantwortlich.
Kreisbrandmeister Werner Vogel und Jürgen Mors halten es für sinnvoll, dass sich die Fahrzeughalter im Landkreis die für ihr Fahrzeug gültige Rettungskarte besorgen und wie erwähnt im Fahrzeug verstauen. Landrat Gerhard Bauer erklärt: " Jeder Autobesitzer und Autofahrer kann deshalb mit einfachen Maßnahmen dazu beitragen - soweit für sein Fahrzeug vom Hersteller eine Rettungskarte erhältlich ist - dass bei einem Unfall ein schneller und sicherer Zugang von Helfern zu den Fahrzeuginsassen möglich wird. Diese Chance sollte man sich nicht entgehen lassen.“